Kompetenzorientierte Lernzielkontrollen

Im Zuge der Corona-Krise sowie des resultierenden Aussetzens des Präsenzunterrichts mussten Lehrerinnen und Lehrer mitte März 2020 innert wenigen Tagen den Unterricht viel stärker digitalisieren. Eine der Fragen lautete: “Wie können in dieser Zeit kompetenzorientierte Lernzielkontrollen durchgeführt und analysiert werden?” Peter Mandak, Sekundarschullehrer der Sekundarschule Sissach, hat sich mit dieser Frage in seiner Zertifikatsarbeit befasst, die er im Rahmen des CAS PICTS für die PH Zürich / FHNW geschrieben hat. Wir wollen in untenstehendem Artikel einige der Highlights herausarbeiten – die vollständige Arbeit lässt sich hier herunterladen.

Von Kompetenzen zum kompetenzorientierten Unterricht

Sowohl in der deutschsprachigen Schweiz als auch in diversen Nachbarländern wird mit dem “Lehrplan 21” die Kompetenzorientierung grossgeschrieben. Doch was bedeutet Kompetenz überhaupt? Kompetenz wird definiert als eine Kombination aus kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten. Zudem sind zum Erwerb und Aufbau von Kompetenzen Faktoren wie Wille, Absicht und soziale Bereitschaft, Problemstellungen zu lösen oder das Wissen und Können situativ anzuwenden essenziell. 

Was nun aber ist kompetenzorientierter Unterricht?

Kompetenzorientierter Unterricht ist gemäss Hilbert Meyer (Meyer, 2012) ein offener und aktiver Unterricht, bei welchem:

– Lehrpersonen aufgrund von Lernstandsanalysen ein differenziertes Lernangebot erarbeiten
– Lehrpersonen  sich bei der Unterrichtsplanung, Durchführung und Auswertung an fachlichen und überfachlichen Kompetenzstufenmodellen orientieren
– Lernende ihr Wissen und Können systematisch und vernetzt aufbauen und in realitätsnahen Anwendungssituationen erproben können

Kompetenzorientierung allein ist jedoch noch kein Indiz für guten Unterricht. Lehrpersonen haben einen grossen Vorteil, wenn sie in Kompetenzstufen denken und sich nicht an eine starre Planung halten. Eines von vielen wichtigen Merkmalen für guten Unterricht ist gemäss Meyer das “individuelle Fördern”. Eine Lehrperson soll stets den IST-Zustand im Bereich der Kompetenzstufen jedes Lernenden mit dem Soll-Zustand abgleichen. Hier können die spielerischen, formativen, digitalen  Lernzielkontrollen, welche Classtime bietet, eine wesentliche Rolle spielen.

Was sind die Rollen von digitalen Lernzielkontrollen im kompetenzorientierten Unterricht?

“Individuelles Fördern” fordert im Weiteren eine stetige Überprüfung des Wissensstandes jedes Lernenden. Im nachfolgenden Kreislauf sieht man, dass der Lernstand von jedem Lernenden laufend und immer wieder von Neuem abgeklärt und beurteilt werden muss.

Innerhalb eines bestimmten Themengebietes soll es laufend zu formativen Beurteilungen und anschliessender Anpassung der nächsten Lernziele kommen. Digitale Lernzielkontrollen kann für die Unterrichtsplanung der Lehrperson nützlich sein. 

Qualitativ gute Lernstandsanalysen sind die Grundlage für ein effektives Feedback. Damit das Feedback relevant ist, braucht es regelmässige Lernfortschrittskontrollen und genaue Ergebnisse. Bei vielen Tools werden Lernstandsanalysen nur mit Multiple Choice Fragen durchgeführt. Es stellt sich die Frage, ob dieser Fragetyp für die Messung des Lernfortschritts geeignet ist.

Ist es möglich, Kompetenzen mit Multiple-Choice-Fragen zu überprüfen?

Die Meinungen gehen bei dieser Fragestellung auseinander. Befürworter meinen, dass mit sinnvoll gestellten Fragen auch höhere Kompetenzstufen abgedeckt werden können. Andere widerum meinen, dass auch reines Abfragen von Fakten-/Sachwissen (tiefe Kompetenzstufe) im richtigen Zeitpunkt nichts einzuwenden ist. Entscheidend ist also der Zeitpunkt und die Qualität der Fragen. Erfolgen Multiple-Choice-Abfragen während des systematischen Lern-Lehr-Prozesses, so kann dies durchaus helfen, Wissenslücken festzustellen und rechtzeitig aufzuarbeiten. Zentral ist die Qualität der Multiple-Choice-Fragen, da ansonsten die Ergebnisse daraus ungenau sein können. Diese ungenauen Ergebnisse beeinflussen im Endeffekt die weitere Planung des Unterrichts. 

Nun lässt sich mit Classtime aber weitaus mehr als “nur” Multiple-Choice abdecken!

Wie lässt sich Classtime gewinnbringend in eine kompetenzorientierte Lernumgebung einbinden?

Kompetenzen bedeuten das Zusammenführen von Wissen und Können. Für Lehrpersonen ist das Erfassen von aktuellen Lernständen jedes Lernenden im kompetenzorientierten Unterricht eine zeitliche Herausforderung. Aufgrund dieses zeitlichen Engpasses, in welchem sich die meisten Lehrpersonen wiedersehen, stellt das Teilen von qualitativ guten Fragestellungen innerhalb des Kollegiums einen grossen Vorteil dar.

Zudem ist für das Abfragen von Kompetenzen in einer Lernzielkontrolle relevant, dass Zusatzdokumente oder Materialien ergänzt werden können (Bild, Tondatei, Video). Die Variantenvielfalt der Fragestellungen beeinflusst einerseits die Spannung und Motivation der Lernenden und erlauben es andererseits, weitere Kompetenzen abzudecken. Nachfolgend sind die verschiedenen Fragetypen von Classtime abgebildet:

Vor nicht allzu langer Zeit gab es neben der Einschätzung von Artefakten zwei Varianten von klassischen Lernstandsanalysen: Schriftlich oder mündlich. Zwei unterschiedliche Formen, am Ende aber immer ausgewertet durch eine Person. Digital durchgeführte kompetenzorientierte Lernzielkontrollen bieten der Vorteil einer neutralen Beurteilung des Computers, welche durch den Lernenden fairer wahrgenommen wird. Ein weiterer Vorteil ist die Rückmeldung, die durch den Computer erfolgt. Sie wird als sanktionsfrei aufgenommen, sprich der Lernende hat nicht das Gefühl, aufgrund einer ungenügenden Rückmeldung der Lehrperson weniger gemocht zu werden. Dadurch wird die Lehrperson-Lernenden-Beziehung positiv beeinflusst. Abschliessend ergeben sich durch digitale, kompetenzorientierte Lernzielkontrollen neue Möglichkeiten, wie beispielsweise das Hinzufügen von Film- oder Audiodateien.

Jetzt hier starten!

Literatur: 

Mandak, P. (2020). Digitale Lernstandsanalysen und deren gewinnbringenden Einbindung in eine kompetenzorientierte Lernumgebung. Sissach, Schweiz. Siehe Link

Mandak, P. (2020). Digitale Lernstandsanalysen und deren gewinnbringende Einbindung in eine kompetenzorientierte Lernumgebung in Zeiten von Fernunterricht. Sissach, Schweiz. Siehe Link


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