Digitale Lernmethoden

In der modernen Bildungswelt besteht hohes Potential, mittels digitaler Tools den Unterricht vielseitiger und das Lernen für SchülerInnen effektiver zu gestalten. Eines dieser Tools, welches vielfältige pädagogische Anwendungsmöglichkeiten in verschiedenen Unterrichtsszenarien unterstützt, ist Classtime. Von der Abfrage von Vorwissen, Verteilen von Hausaufgaben bis hin zur Durchführung von sicheren Prüfungen oder Aktivierung der Lernenden mittels formativen Mini-Assessments – Classtime kann in nahezu jeder Lernumgebung passend und komplementär eingesetzt werden. In diesem Blogbeitrag haben wir verschiedene digitale Lernmethoden von Classtime detailliert beschrieben und zeigen auf, wie diese dazu beitragen können, das Lernen für SchülerInnen zu verbessern und intensiver zu gestalten, und Ihnen als Lehrperson wesentlich Zeit zu sparen.

Abfragen von Vorwissen

Die Abfrage von Vorwissen ist ein wichtiger Bestandteil des Lernprozesses. Es ermöglicht Lehrkräften, den aktuellen Wissensstand der SchülerInnen zu ermitteln und darauf aufbauend den Unterricht zu gestalten. 

Jede Schülerin und jeder Schüler bringt unterschiedliches Vorwissen mit und hat entsprechend individuelle Lernbedürfnisse. Nur wenn Lehrkräfte den aktuellen Wissensstand ihrer SchülerInnen kennen, können sie auf die individuellen Bedürfnisse eingehen und einen erfolgreichen Lernprozess ermöglichen.

Beispiel in Classtime: Geografie Vorwissens-Check (siehe Sharelink)

Darüber hinaus bietet die Abfrage von Vorwissen auch einen pädagogischen Mehrwert. 

Wenn die Lernenden auf Ihr Vorwissen zurückgreifen, setzen sie sich von Anfang an mit dem Lerninhalt auseinander und bekommen eine erste Orientierung, mit der sie in ein neues Thema einsteigen. Dies stützt ihre eigene Motivation, sich dann mit den Inhalten aktiver auseinanderzusetzen.

Professor John Hattie von der Universität Melbourne, Australien, analysierte Auswirkung auf das Lernen der Schüler und definierte eine «Effektgröße» – den Cohens-Faktor «d» – für jeden lernförderlichen Paramter. Die durchschnittliche Effektgrösse lag bei d=0.4 – ein Wert, der den durchschnittlichen Lernzuwachs eines Lernenden um ein Jahr pro Schuljahr widerspiegelt. Alles, was über 0.4 liegt, hat einen überdurchschnittlich positiven Effekt auf das Lernen der SchülerInnen. Einen erheblich größeren Wert weisen bei der Studie die Einschätzungen der Lehrer zur Leistung (d=1.62), die Vorkenntnisse (d=0.94) und die Strategien zur Integration von Vorwissen (d=0.93) auf.

Das zeigt nochmal, wie wichtig es ist, das Vorwissen der Lernenden zu aktivieren und zu prüfen, um eine gute Einschätzung als Lehrperson zu erhalten.  Eine Vorwissensprüfung hat auch ein niederschwelliges reflexives Element, wodurch die Fähigkeit, sich selber einzuschätzen sowie die Selbstwirksamkeit der Lernenden steigt. Dadurch tragen Sie bei, dass Sie den (zukünftigen) Lernprozess Ihrer SchülerInnen positiv beeinflussen. In der oben erwähnten Studie weist die Variable Selbstwirksamkeit einen erhöhten Wert von d=0.92 auf.

Ein grosser Vorteil von Classtime ist die Möglichkeit, die Ergebnisse der Lernzielkontrollen direkt (in Echtzeit) auszuwerten. Wenn SchülerInnen individuelle Lernziele verfolgen, können Lehrkräfte mit Classtime gezielt den aktuellen Wissensstand ermitteln und den Unterricht entsprechend differenziert gestalten.

Formative Mini-Assessments

Eine schnelle und einfache Möglichkeit, das Verständnis von Lernenden zu einem bestimmten Thema oder Konzept zu testen, ist die Verwendung von formativen (typischerweise unbenoteten, unterrichtsbegleitenden) Mini-Assessments. Durch solche Übungen erhalten die Lernenden Feedback und Orientierung über ihren aktuellen Lernstand. Das Feedback zeigt auf, in welchen Bereichen die SchülerInnen bereits gut sind und wo sie noch Schwierigkeiten haben. Durch eine regelmässige Durchführung von formativen Mini- Assessments können die SchülerInnen ihren Fortschritt verfolgen und sehen, wie sie sich im Laufe der Zeit entwickeln.

Echtzeit-Dashboard für die Lehrperson mit einer Übersicht der ganzen Klasse 

Mit unserer Echtzeit-Übersicht können Lehrpersonen gemeinsam mit ihren Lernenden die Stärken und Schwächen identifizieren und präzise Rückmeldung zum Lernfortschritt geben. Dies fördert die Reflexion und den Fortschritt des eigenen Lernens.

«Exit-Tickets»

Am Ende jeder Unterrichtseinheit werden die SchülerInnen gebeten, in kurz gehaltenen Interaktionen einige wenige Fragen zu beantworten, die sich auf das eben behandelte Thema beziehen. Diese Fragen dienen als «Exit-Ticket», welches die Lernenden aus der Lektion entlässt (bspw. in die Mittagspause). Das Ziel von Exit-Tickets besteht darin, den Lernenden zu helfen, das Gelernte zu reflektieren und (hoffentlich) mit einem kleinen Erfolg die Schulstunde abzuschliessen. Lehrpersonen erhalten ihrerseits durch Exit-Tickets ein Feedback, wie effektiv ihre Schulstunde war und was bei den Lernenden hängengeblieben ist. Indem sie die Antworten der SchülerInnen analysieren, können die Lehrpersonen feststellen, welche Aspekte des Themas von den SchülerInnen verstanden wurden und welche Aspekte weitere Erläuterungen benötigen.

Beispielfragen für ein Exit-Ticket im Fach Deutsch (siehe Sharelink)

Durch das Stellen von prägnanten Fragen (siehe Abbildung oben) kann der behandelte Stoff noch einmal wiederholt werden, wodurch die SchülerInnen die Möglichkeit haben, sich den Inhalt besser einzuprägen beziehungsweise das Gelernte zu reflektieren. Darüber hinaus können sie ihr Verständnis des Materials besser einschätzen und entscheiden, ob sie die wesentlichen Punkte aus dem Unterricht mitgenommen haben oder ob es besser wäre, den Stoff zu Hause noch einmal nachzulesen.

Flipped Classroom

Im Flipped Classroom wird das Lernen im Vergleich zum traditionellen Unterricht “umgedreht”. Die Lernenden erarbeiten die Lerninhalte selbstständig zu Hause und wenden das Gelernte dann im Unterricht an. Der Input erfolgt durch Videomaterial oder Skripte, die von den Lernenden zu Hause autonom studiert werden. Dies bietet den Vorteil, dass sich die Lernenden die Inhalte in ihrem eigenen Tempo aneignen können. Beispielsweise können sie mehr Zeit für schwierige Konzepte aufwenden und schneller durch vertraute Themen gehen. Im Klassenzimmer kann wertvolle Zeit für interaktive Aktivitäten und Diskussionen genutzt werden, anstatt die Zeit für Frontalunterricht einzusetzen. Für mehr spannende Details, klicken Sie hier.

Mögliche Vorbereitungsaufgaben für den Unterricht (siehe Sharelink)

Interleaved Practice/verschachteltes Lernen

Um Fragen aus unterschiedlichen Fragensets in einer einzigen Session zu kombinieren, kann die Classtime-Session-Playlist verwendet werden (siehe Erklärvideo). Dadurch können beispielsweise Fragen zur Repetition mit Fragen zu neuem Lernstoff / neuen Konzepten kombiniert werden (auch bekannt in der Lernforschung unter dem Begriff “Interleaved Practice”). 

Differenzierung

Differenzierung im Unterricht bezieht sich auf die Anpassung des Unterrichts an die unterschiedlichen Lernbedürfnisse und -fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler. Dabei geht es darum, die Inhalte, Methoden und Materialien so zu gestalten, dass alle Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, ihr volles Potenzial auszuschöpfen und erfolgreich zu lernen.

Lehrpersonen können durch unterschiedliche Herangehensweisen auf die Bedürfnisse ihrer SchülerInnen eingehen. Beispielsweise können sie den schnelleren Lernenden anspruchsvollere Aufgaben und Herausforderungen stellen, während sie den langsameren Lernenden mit zusätzlicher Unterstützung und ergänzendem Material helfen.

Um dies einfach in Classtime umzusetzen, bietet es sich an, ein erstes generelles Assessment / ein Fragenset zu erstellen , welches alle SchülerInnen lösen. Nach der Abgabe kann die Lehrperson beurteilen, wer gut abgeschnitten hat und wer noch mehr Unterstützung benötigt. Daraus lassen sich zwei Gruppen bilden. Die bessere Hälfte bekommt herausfordernde Aufgaben, um die Inhalte zu vertiefen, und mit der anderen Hälfte kann man etwaige Wissenslücken nochmals festigen und sie beim Lernen unterstützen. Ein anderes Beispiel kann auch sein, dass man einen Session-Pool erstellt mit 15 Sessions, aus welchem 10 Sessions bestanden werden müssen. So können die SchülerInnen selbst bestimmen und differenzieren, in welchen Bereichen sie sich spezialisieren wollen.

Gamification

Durch die Nutzung von kollaborativen Challenges können Sie spannende und animierte Geschichten mit einem pädagogischen Ziel verknüpfen. Das Einbeziehenvon spielerischen Elementen im Unterricht kann die Konzentration und die Teilnahme der SchülerInnen verbessern, da sie dadurch noch aktiver und engagierter am Lernprozess teilnehmen. Viele Spiele erfordern Zusammenarbeit und soziale Interaktion, und die Einbindung solcher Aspekte im Unterricht kann die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen den Lernenden fördern. Auch gibt es die Option, kompetitive Team-Challenges durchzuführen, bei welcher Gruppen gegeneinander antreten können: In dieser “Spielart” bekommt jedes Schülerteam eine bedrohte Tierart zugewiesen, die sie durch die richtige Beantwortung der Fragen schützen kann.

Hausaufgaben

Die Hausaufgaben vermitteln den Lernenden verschiedene nützliche Fähigkeiten – von Zeitmanagement und Organisation über Umgang mit digitalen Medien bis hin zu Eigenmotivation und selbständigem Lernen – die sie für ihr gesamtes akademisches und berufliches Leben brauchen werden. Durch die Verwendung von Online-Hausaufgaben können diese automatisch bewertet werden, und die Lernenden erhalten sofortiges Feedback. Dies ermöglicht den Lehrkräften auch eine gezielte Überprüfung des Fortschritts der SchülerInnen und die Möglichkeit, individuelle Unterstützung anbieten zu können. 

Sichere Prüfungen

SEB (Safe Exam Browser) ist eine Software, die auf Windows-, MacOS- und iOS-Betriebssystemen eingesetzt werden kann, um eine sichere Durchführung von Prüfungen auf Laptops zu gewährleisten. Die Software überwacht den Zugriff auf Ressourcen wie Systemfunktionen, andere Websites und Anwendungen, um sicherzustellen, dass während der Prüfung keine Websites genutzt werden können und die Lernenden keinen Zugriff auf lokale Dateien haben. Es ist möglich, spezifische Applikationen und Internet-Links (z. B. den Duden oder Ähnliches) wahlweise zu erlauben oder zu sperren. Weiterführende Informationen zur Integration des Safe Exam Browsers in Classtime finden Sie hier

Metakognition

Wie können meine SchülerInnen zu selbstständigen und effizienten LernerInnen werden? Metakognitive Prozesse, also das bewusste Nachdenken über das eigene Lernen, sind hier förderlich. Ein Beispiel für eine metakognitive Strategie ist die die Session-Einstellung der “Reflexion zu Session” am Ende einer Lernsession, in der die Lernenden über ihren Lernfortschritt nachdenken und sich fragen, ob sie das Thema noch vertiefen möchten. Hier kann man die Lernenden beispielsweise fragen:

  • Hast Du etwas Neues gelernt?
  • Wie fühlst Du Dich mit dem Lernfortschritt?
  • Möchtest Du das Thema erneut üben?

Eine weitere Möglichkeit ist die Führung eines Tagebuchs oder Journals, in dem die Schüler:innen ihre Lernerfahrungen reflektieren und ihre Fortschritte dokumentieren können. Offene Fragen können dabei helfen, herauszufinden, was gut funktioniert hat und welche Hindernisse es gab. Durch eine solche Planung und Überwachung des Lernprozesses können die SchülerInnen ihre Selbstständigkeit und Effizienz im Lernen verbessern.

Offene Diskussion

Sowohl Diskurs als auch Debatten können in verschiedenen Fächern und Themen im Unterricht eingesetzt werden, um SchülerIinnen zu helfen, ihr kritisches Denken und ihre Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern.

Durch den Austausch von Perspektiven und die Herausforderung von Argumenten und Meinungen können SchülerInnen lernen, ihre Standpunkte zu überdenken und zu verfeinern und gleichzeitig ihre Fähigkeit zur kritischen Analyse zu verbessern. Ein Beispiel für den Einsatz im Unterricht könnte sein, dass Schülerinnen und Schüler in 3er-Teams zusammenarbeiten und ihre sofort angezeigten Lösungen zu der offenen Frage «Was bedeutet Demokratie für dich und warum denkst du, dass es wichtig ist, dass eine Gesellschaft demokratische Grundsätze und Institutionen hat?» diskutieren.


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